Fledermäuse

Artensteckbrief - Fledermäuse (Microchiroptera)

Fledermäuse sind faszinierende Tiere: Sie fliegen wie Vögel und sind doch Säugetiere. Sie hängen zum Schlafen mit dem Kopf nach unten und sie sehen mit den Ohren … und nein, sie sind keine blutsaugenden Vampire, die Menschen anfallen: Solche Fledermaus­arten gibt es in Europa nicht.

Fledermäuse sind in der Lage, bei absoluter Dunkel­heit durch ein Echoortungssystem ein Bild der Land­schaft, in der sich sich bewegen, zu erkennen. Sie vollführen die waghalsigsten Flugmanöver im Dun­keln, ohne auch nur mit einem natürlichen Hindernis zu kollidieren. Sie sind sogar in der Lage, mittels des für uns unhörbaren hochfrequenten Schalls Pflan­zenarten zu erkennen.

Die kleinen Kobolde der Nacht verfügen über extrem leistungsfähige Gehirne: Sie verarbeiten Signale in 50 bis 100 Millisekunden und somit drei bis vier Mal schnel­ler, als der Mensch überhaupt sehen kann. Bei der Jagd sind Fledermäuse so in der Lage, zu unter­scheiden, welche Insekten gerade vorhanden sind und welches die geeignetste Nahrung darstellt.

In der Europäischen Union sind 45 reproduzierende Fledermaus­arten nachgewiesen, eine weitere Art ist wahr­scheinlich. In Österreich kommen 30 Fledermausarten vor. Einige von ihnen sind so selten, dass es nur noch wenige Ex­em­plare davon in unserem Land gibt. Entspre­chend sind auch etliche Arten in der österrei­chischen Roten Liste als gefährdet gelistet, darunter mehrere, die vom Aussterben bedroht sind.

Alle Fledermausarten sind in Europa streng zu schützen (FFH-Richtlinie). Für zehn der heimischen Arten sind darüber hinaus zusätzlich deren Lebensräume unter Schutz zu stellen. Auch die niederösterreichische Arten­schutz­verordnung hat für alle vorkommenden Fledermausarten einen gänzlichen Schutz verfügt und darüber hin­aus bei acht Arten eine besondere Bedeutung für Niederösterreich festgestellt.

So unterschiedlich die Lebensräume der verschiedenen Fledermausarten sind, so unterschiedlich sind auch die Gefährdungsursachen. Wesentlich sind dabei die immer weiter zurückgehenden abwechs­lungsreichen Landschaften, die immer weniger werdenden Insekten und damit ein Mangel an Nahrung für die nächtlichen Flugkünstler, das in den Wäldern stark verringerte Angebot an Alt- und Totholz, in dem Fledermäuse hinter abstehenden Rinden und in Baumhöhlen ihre Schlaf- und Kinderstuben haben sowie bei Arten, die auf Dach­böden leben, die hermetisch abschließenden Gebäude, die keinen Zu­gang für Fleder­mäuse mehr belassen.

Für einige Arten kommen noch direkte Tötungsgefahren hinzu: Tieffliegende Waldfledermausarten, die nur leise Rufe ausstoßen, kollidieren mit Fahrzeugen, da sie die schnell herannahende Gefahr zu spät erkennen. Windkraftanlagen töten höher fliegende Fledermausarten und solche, die sich auf dem Zug zwischen den Sommerlebensräumen und Überwinterungsgebieten befinden, in großer Zahl.

Welche Fledermausarten im Naturpark Nordwald vorkommen, wurde bislang nicht untersucht. Das soll sich bald ändern: im Naturparkkonzept sind sowohl die Erforschung unserer Fledermäuse als auch deren Schutz verankert. Im benachbarten Novohradské hory wurden die Fledermausforschungen bereits durchgeführt und dabei 15 Arten nachgewiesen. Wir dürfen schon gespannt sein, welche Fledermäuse im Naturpark Nordwald ein Zu­hause haben.